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Die große Orion-Tour   [ab: bloßem Auge]

Die Aufsuchkarten zum Text finden sich am Ende der Seite!

Offene Sternhaufen / Planetarischer Nebel / Gas- und Staubnebel / Dunkelnebel

Der Leser mag sich jetzt vielleicht fragen, was ein ausgewiesenes Wintersternbild in einem Heftchen für ein Spätsommer-Teleskoptreffen zu suchen hat. Gehen den Autoren etwa schon in der dritten Ausgabe des Skyguide die Objekte aus? Letzteres auf keinen Fall und außerdem sind Objekte im Orion sozusagen klassische HTT-Hingucker! … sofern man es schafft, in wenigstens einer Nacht, beobachterisch auch die letzten beiden Stunden vor beginnender Dämmerung anzugehen.
Zwar steht der Orion Ende September auch zu früher Stunde noch nicht ideal, dennoch bilden für den Platzhirsch, der Meterdob von Erhard Hänßgen, jedes Jahr wieder der Pferdekopfnebel und der große Orionnebel den Abschluss einer erlebnisreichen Nacht.  

Sinnvollerweise beginnt man die Orion-Tour im Nordteil des Sternbildes. Um etwa 3:30 Uhr MESZ steht der Offene Sternhaufen NGC 2169 schon knapp 30° über dem Horizont. Ausgehend vom östlichen Schulterstern, α Ori oder Beteigeuze, muss man sich zunächst mit dem zu den Zwillingen weisenden Arm des Himmelsjägers vertraut machen. Über den Stern μ gelangt man zu den leicht zu erkennenden und ca. 1° auseinander stehenden 4,4mag Sternen ξ und ν Ori. Bildet man nun ein flaches Dreieck in Richtung Beteigeuze, so befindet man sich auch schon am Ort des Geschehens.  
Mit einer Gesamthelligkeit von 5,9mag ist NGC 2169 ähnlich hell wie z.B. M 13, welcher schon unter normalen Landhimmelbedingungen leicht freisichtig erkannt werden kann. Somit bietet es sich an, einen Versuch zu starten, NGC 2169 unter guten Bedingungen als schwachen, vielleicht auch leicht diffusen „Stern“ mit dem bloßen Auge zu sehen. Dabei wird es jedoch schwer werden, den Sternhaufen von einem sehr schwachen Stern zu unterscheiden, denn im Vergleich zum unter guten Bedingungen freisichtig eindeutig flächigen M 13 ist NGC 2169 deutlich kompakter. Einer Sichtung mit dem bloßen Auge kommt zugute, dass sich in unmittelbarer Nähe kein vergleichbarer Feldstern befindet, welcher zu einer Verwechslung führen könnte.
Mit einem Fernglas ausgerüstet, bietet sich der Anblick zweier eng beieinander stehenden kompakten Sterngrüppchen und in jedem Teleskop lässt sich schön erkennen, warum dieser Sternhaufen auch die „
kosmische 37“ genannt wird – man muss je nach Orientierung im Okular ein wenig umdenken, mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden ;-)

Exakt auf der Verbindungslinie zwischen Beteigeuze und dem Kopfstern des Orion befindet sich der kleine Planetarische Nebel NGC 2022, welcher sicher einer der schönsten PN am Winterhimmel ist. Von Beteigeuze ausgehend, befindet sich der genaue Ort auf 2/3 der Verbindungsstrecke zum Kopfstern λ Ori.  
Bei der Suche im Zielgebiet sollte beachtet werden, dass die kleine Nebelfläche bei Aufsuchvergrößerung leicht übersehen werden kann! Doch ist das Objekt erst einmal gefunden und wurde die Vergrößerung so weit wie sinnvoll gesteigert, so lohnt spätestens ab 8“ der genauere Blick. Denn nun wird klarer erkennbar, dass das Zentrum, je nach Öffnung mehr oder weniger deutlich, dunkler als der Rand erscheint – die elliptische Ringform, sehr ähnlich der von M 57, wird somit offensichtlich. Ab etwa 12“ Öffnung und bei hoher Vergrößerung sollten sich leichte Helligkeitsunterschiede im Ring erkennen lassen und ein deutlicher hellerer Nebelknoten bildet am Südwestrand den Schmuckstein des nebligen Ringes. Nebelfilter sind zur reinen Sichtung, gerade unter sehr guten Bedingungen, nicht notwendig. Dennoch wird besonders ein UHC Filter den Kontrast zum Himmelshintergrund deutlich anheben. Jedoch ist zu beachten, dass sich feine Details bei hoher Vergrößerung auch häufig besser ohne Filter beobachten lassen! So sollte der Beobachter bei jedem Planetarischen Nebel die verschiedenen Kombinationen von Vergrößerung und Filtereinsatz durchspielen – nicht selten führt dies zu Überraschungen.  

Zwar größer und heller als NGC 2022, jedoch nicht wesentlich leichter zu finden, ist der Reflektionsnebel M 78. Die Armut an helleren Sternen in dieser Region gestaltet das Aufsuchen per Starhopping schwierig. Zielführender ist in diesem Fall vielleicht, mit Hilfe des Finders grob in das Gebiet zu peilen um dann mit Aufsuchvergrößerung ein wenig zu „rühren“. Im vergrößernden Sucher könnte M 78 gerade als verwaschener Stern auffallen. Das Zielgebiet befindet sich auf halber Strecke zwischen dem östlichen Gürtelstern Alnitak (ς Ori) und dem 4,8mag Stern 56 Ori.  
M 78 gehört zu denjenigen Objekten, die besonders deutlich unter nicht optimalen Bedingungen leiden. Zum einen, weil sich horizontnahe Lichtverschmutzung in Höhe des Himmelsäquators (auf dem sich M 78 fast exakt befindet) meist noch störend auswirkt, zum anderen, weil Nebelfilter bei der Objektklasse der Reflektionsnebel generell nicht sinnvoll einsetzbar sind. Gerade deswegen lohnt ein frühmorgendlicher Besuch dieses hellsten Reflektionsnebels unter gewohnt guten Bedingungen während des HTT!

Schon im kleinen Teleskop bei geringsten Vergrößerungen fällt M 78 als kompakter Nebel auf, der sich um ein enges Sternpärchen legt. Ebenfalls im schwach vergrößerten Gesichtsfeld sollte dann auch schon der benachbarte Reflektionsnebel NGC 2071 sichtbar sein, welcher bei Vergrößerungen um 20x als eher schwächerer Stern mit ungewöhnlich großem Lichthof 0,25° nördlich M 78 erscheint. Spätestens ab 8“ wird deutlich, dass M 78 im Norden scharf durch einen vorgelagerten Dunkelnebel begrenzt wird, während die südliche Nebelgrenze undefinierbar diffus mit dem Hintergrund verschmilzt. Auch könnten schon subtile Helligkeitsunterschiede im Nebel sichtbar werden, welche spätestens mit 12“ Öffnung unter guten Bedingungen dem Nebel ein „unruhiges“ Erscheinungsbild (jedoch mit sehr geringen Kontrasten) geben.  
Nördlich der harten nördlichen Nebelgrenze schließt zunächst ein sternleeres Gebiet an, dann wird wieder schwacher Nebel sichtbar. Bei diesem Nebel handelt es sich genau genommen auch wieder um die Nebelmassen von M 78, der vorgelagerte Dunkelnebel täuscht lediglich zwei unabhängige Objekte vor!


 

Lediglich 1,5° nordöstlich M 78 befindet sich unser nächstes Ziel der großen Orion-Tour, sofern man sich nicht von lichtschwachen Gebilden abschrecken lässt, die unter den visuellen Beobachtern als sehr schwierig eingestuft werden. Auch hier zählen in erster Linie die Qualität des Himmels und der Einsatz von Nebelfiltern, um den sowieso schon geringen Kontrast schwacher Nebelschwaden zum Himmelshintergrund nicht völlig zunichte zu machen. Beim nächsten Ziel handelt es sich um Sharpless 276, besser bekannt als Barnards Loop
Auf tiefen Aufnahmen zieht sich dieser gewaltige Nebelbogen mit einem Durchmesser von mehr als 10° im Halbkreis östlich um die Gürtelsterne und den Orionnebel M 42. Dabei sind die meisten Abschnitte extrem lichtschwach, lediglich ein Bereich hebt sich in seiner Helligkeit sehr deutlich von den anderen ab. Genau dieser hellste Teil von Barnards Loop kann idealer Weise mit einem Richfield-Teleskop bequem von M 78 erreicht werden – ein Gesichtsfeld größer 1,5° ist eine weitere wichtige Vorraussetzung für eine erfolgreiche Sichtung.

Ist M 78 als Ausgangspunkt im Okular eingestellt, so sollte zunächst entweder ein UHC- oder besser noch ein Hß-Filter in das schwach vergrößernde Okular eingesetzt werden. Wenn auch deutlich abgeschwächt, so lässt sich M 78 trotzdem noch im nebelgefilterten Okular erkennen. Da zur Zeit des HTT der Orion gegen 4:00 Uhr erst halbhoch und somit auch noch nicht ganz aufrecht steht, bietet sich Besitzern Alt-Azimutaler-Montierungen die günstige Gelegenheit, nun einfach das Teleskop in Richtung Osten zu schwenken, ohne dabei die Höhe zu verändern. Beim vorsichtigen Schwenk weg von M 78 muss nun auf eine großflächige aber kontrastarme Aufhellung des Himmelshintergrundes geachtet werden – unter guten HTT-Bedingungen und unter Einsatz von großen Gesichtsfeldern und Nebelfiltern fällt diese Aufhellung beim Schwenk schnell auf!
Ist die Aufhellung erst einmal gefunden, so bereitet es ab nun keine Probleme mehr, sie jederzeit unter ähnlichen Himmelsbedingungen wieder zu finden. Natürlich darf man bei Barnards Loop keinen Detailreichtum erwarten, der Reiz dieses Objektes liegt in der Schwierigkeit und dem damit verbundenen sportlichen Ehrgeiz des Beobachters! Denn man hat hier nun ein Objekt vor sich, welches vor Aufkommen der Nebelfilter vor ca. 30 Jahren als unbeobachtbar galt und welches auch seitdem noch aufgrund seiner Schwierigkeit von den meisten visuellen Beobachtern gemieden wird.
Stellt dieser grob senkrecht im Gesichtsfeld hellste Teil vom Loop aufgrund sehr guter Himmelsbedingungen kein Problem für den Beobachter dar, so kann durchaus mit Aussicht auf Erfolg die Suche nach weiteren Nebelteilen versucht werden, denn auch gerade die südlich anschließenden Bogenabschnitte sind unter entsprechenden Bedingungen in Reichweite der visuellen Beobachter! So lässt sich ein weiterer Teil beim Schwenk nach Süden ca. 2° vom hellsten Teil entfernt ausmachen und auch zwischen dem östlichen Fußstern
κ Ori und M 42 befindet sich ein visuell machbares Segment (vgl. Karten am Ende der Seite).

Doch die mit Abstand größte und spannendste Herausforderung an Barnards Loop liegt in seiner theoretischen Beobachtbarkeit mit dem bloßen Auge begründet! Ist der Nebelbogen unter Einsatz von Nebelfiltern mit kleinsten Optiken schon von einigen Beobachtern erfolgreich beobachtet worden, so liegen sogar eine Handvoll Sichtungen mit dem bloßen Auge vor. Unabdingbar dafür sind der Einsatz von Nebelfiltern, guter Streulichtabschirmung und perfekten Himmelsbedingungen! Auch wenn berechtigte Zweifel an der Machbarkeit bestehen, so sollte dennoch der Versuch unternommen werden, um durch weitere positive oder negative Resultate diese wenigen und noch mit Zweifel behafteten Sichtungen mit dem bloßen Auge besser einordnen zu können.  


Nur etwa 0,25° östlich des östlichen Gürtelsterns Alnitak (ς Ori) befindet sich der Emissionsnebel NGC 2024. Würde NGC 2024 nicht unmittelbar neben dem fast alles überstrahlenden 2mag Stern stehen, so wäre dieses detailreiche Objekt sicher weit spektakulärer. Doch in transparenten Nächten und unter Einsatz von Breitbandfiltern bietet NGC 2024 auch schon in kleineren Instrumenten ein lohnendes Ziel. In mittleren und großen Instrumenten ist es bei mittlerer Vergrößerung für einen genussvollen Anblick unabdingbar, den „Leuchtturm“ außerhalb des Gesichtsfeldes zu halten. Gelingt dies, so kann ab ca. 6“ Öffnung leicht die breite Zweiteilung, hervorgerufen durch einen vorgelagerten Dunkelnebel, erkannt werden. Ab Geräten mit 10“-12“ Durchmesser werden weitere Dunkelstrukturen in den hellen Nebelwolken sichtbar, die vom großen Dunkelnebel abgehen und in großen Instrumenten fast schon an Schatten werfende Verästelungen eines Baumes vor glühendem Hintergrund erinnern.   

Rund um Alnitak bieten sich noch weitere Gelegenheiten zur Nebelbeobachtung. Etwa 1/3° südöstlich des Gürtelsterns lässt sich auch schon in kleinen Instrumenten ohne Nebelfilter und bei mittlerer Vergrößerung ein unscharfer Stern ausmachen – es handelt sich um den Reflektionsnebel NGC 2023. Nebelfilter helfen hier nicht, wären aber aufgrund der Helligkeit des Nebels auch nicht nötig! Der Nebel umgibt konzentrisch einen 8mag Stern, welcher für das Leuchten der angestrahlten Nebelmassen verantwortlich ist. Auch in großen Instrumenten lassen sich keine Details aus der diffusen Nebelmasse entlocken.  

Ebenfalls in diesem Gebiet – unter visuellen Beobachtern berüchtigt – ist der Dunkelnebel B 33, besser bekannt unter dem Namen Pferdekopfnebel. Schon viele Diskussionen in Amateurkreisen befassten sich mit der Sichtbarkeit des Pferdekopfnebels in kleineren Instrumenten. Auch hier spielen die Himmelsbedingungen eine wesentliche Rolle, ebenso der Einsatz von Nebelfiltern. 
Zum Auffinden sollte man zunächst den oben beschriebenen Reflektionsnebel
NGC 2023 bei mittlerer Vergrößerung (Austrittspupille 3-4mm) eingestellt haben. Der Stern, welchen NGC 2023 umgibt, bildet grob nach Westen eine 0,3° lange Dreierkette mit zwei weiteren, etwa gleichhellen Sternen im Gesichtsfeld. Verbindet man die beiden letzten Sterne zu einem flachen Dreieck nach Süden, so befindet man sich schon im Zielgebiet.  
Auch ohne Filter sollte beim leichten Hin- und Herschwenken der zarte Nebelschleier des Emissionsnebels
IC 434 sichtbar sein, welcher den leuchtenden Hintergrund für den Pferdekopfnebel bildet. Handelt es sich hier um eine zumeist extrem diffuse Aufhellung ohne klare Grenzen, so sollte dennoch auffallen, dass in Richtung NGC 2023 das Leuchten relativ abrupt irgendwo zwischen den Sternen „abreißt“ – dies ist die Kante, von der aus der Pferdekopf in den Gasnebel eintaucht!  
Mit welcher Minimalöffnung der Pferdekopfnebel tatsächlich erstmals detektierbar ist, hängt von Faktoren wie optimaler Austrittspupille, Filtereinsatz, Himmelsbedingungen, Erfahrung und Fitness des Beobachters ab. Bei den Himmelsbedingungen auf dem HTT sollten erfahrene Beobachter ihn auch ohne Filter bereits identifizieren. Als Nebelfilter der Wahl steht ganz eindeutig der schmalbandige Hß-Linienfilter an erster Stelle! Aber auch ein UHC-Filter leistet gute Dienste, hier benötigt man aber schon einen Ausgleich in Form besserer Bedingungen oder eines etwas größeren Instruments. So ist nach Ansicht des Autors unter sehr guten Himmelsbedingungen und einer gewissen Erfahrung des Beobachters eine Öffnung von etwa 5“ ausreichend, um mit einem Hß-Filter eine dunkle, formlose Einbuchtung in den Gasmassen von IC 434 erkennen zu können.  
Spätestens mit einem 8“ Teleskop lässt sich der Dunkelnebel auch schon mit einem UHC-Filter sichten. Mit wachsender Öffnung des Instruments sinkt der Schwierigkeitsgrad der Sichtung und ab 12“-14“ sollte es möglich werden, nicht nur eine konturlose Delle im leuchtenden Nebelband auszumachen, sondern erste Anzeichen der charakteristischen Form erkennen zu können! Spätestens in den großen Geräten am Platz ist dann auch eindeutig die Schnauze des Pferdekopfs sichtbar. 
Das HTT mit seinen guten Bedingungen und der Teleskopvielfalt ist DIE Gelegenheit für Euch, den Pferdekopfnebel in voller Pracht zu sehen – deshalb scheut Euch nicht, Besitzer großer Teleskope gezielt auf dieses Objekt anzusprechen… es lohnt sich!  

Gegen 4:30 Uhr steht Mitte September der Große Orionnebel etwa 24° über dem Horizont und hat damit schon ¾ seiner Maximalhöhe erreicht. Somit besteht kein Grund mehr, nicht genau jetzt den ersten Schwenk des Jahres auf die detailreichste und hellste Nebellandschaft des rasch aufziehenden Winterhimmels zu richten! Leicht schon freisichtig sichtbar, erübrigt sich hier eine langwierige Aufsuchorgie und in jedem Instrument bietet sich ein beeindruckender Anblick der leuchtenden Gasmassen.  
Im Grunde genommen muss jeder den Großen Orionnebel für sich entdecken, zumal eine Beschreibung aller in mittleren und großen Instrumenten sichtbaren Details unmöglich ist. Dennoch möchten wir auf ein paar Details hinweisen die, eher unbekannt, besondere Beachtung finden sollten:  
Bei der visuellen Beobachtung sollte unbedingt auf einen Farbeindruck in
M 42 geachtet werden, der sich in mittelgroßen Instrumenten und nicht zu hoher Vergrößerung (5-7mm Austrittspupille) bei vielen Beobachtern einstellt! Der hellste Teil rund um das Trapez wird dabei häufig ab 6“ Instrumenten als grünlich oder türkis-grün beschrieben – hier herrscht weitgehend Einigkeit unter den visuellen Beobachtern und mit wachsender Öffnung wird die Farbe immer leichter wahrnehmbar.  
Deutlich kontroverser wird der Eindruck diskutiert, welcher sich bei manchen Beobachtern mit Instrumenten ab ca. 12“ einstellt: An der Innenkante des östlichen Arms und unter Umständen auch an der östlichen Kante des Zentralteils rund um das Trapez sollen sich dezente Brauntöne wahrnehmen lassen, die vielfach als sehr dunkles rostbraun beschrieben werden. Der Autor konnte diesen bei der visuellen Beobachtung extrem ungewöhnlichen Farbeindruck bislang mit Instrumenten bis zu 16“ nicht nachvollziehen. Gegen die Beobachtung rötlich-brauner Farben spricht zwar, dass das Auge in diesem Wellenlängenbereich nachts beinahe blind ist. Für diese Beobachtungen sprechen aber auch die relativ große Helligkeit des Nebels, so das direktes Sehen angewendet werden kann und die individuell sehr verschiedenen Möglichkeiten der Wahrnehmung von Farben. Gerade der letzte Punkt lässt ein Urteil über die tatsächlichen Möglichkeiten nur sehr schwer zu und deswegen sollte jeder Beobachter prüfen, ob er zumindest für sich diese strittige Frage klären kann!

Unter weniger guten Bedingungen bleibt dem Beobachter meist ein interessanter Abschnitt des Orionnebels verborgen, welcher erst auf tiefen Aufnahmen dieser Region deutlich hervor tritt, aber unter entsprechend dunklem Himmel auch visuell relativ gut zugänglich ist: Der schwache und ausladende Nebelbogen, welcher die beiden Schwingen des Orionnebels miteinander verbindet. Erste Abschnitte werden schon unter einem ordentlichen Landhimmel mit nur 4“ Öffnung unter Einsatz eines UHC-Filters sichtbar und erscheinen mit 10“ Öffnung als sehr deutlich zu erkennender Nebelschlauch, deutlich vom eigentlichen Leuchten des Orionnebels nach Süden abgesetzt. Es handelt sich hierbei um den mittleren Bogenabschnitt, welcher in Richtung Trapez auffallend scharf begrenzt ist. Der Bogen lässt sich ein gutes Stück nach Osten verfolgen, nach Westen jedoch verschmilzt er recht schnell mit dem Himmelhintergrund. Ob es möglich ist, unter perfekten Bedingungen den Bogen komplett geschlossen zu sehen (mit den Schwingen als nördliches Drittel), entzieht sich mangels Erfahrung unserer Kenntnis.   

Ebenfalls ein besonderes Augenmerk sollte man auf den unter schlechten Bedingungen oft unterbewerteten Nebelteil M 43 legen. Dieser Nebel profitiert aufgrund der relativ geringen Flächenhelligkeit gewaltig von guten Himmelsbedingungen und „dankt“ es dem Beobachter in mittleren und großen Instrumenten mit einer Fülle von Details. So wird aus einem schwachen Halo um den 7mag Stern NU Ori ein ausgedehnter und strukturierter Nebel. Besonders in Teleskopen ab 10“ fällt der harte Einstich eines großen Dunkelnebels aus Richtung Nordost auf, der M 43 ein hakenförmiges Erscheinungsbild verleiht. In Teleskopen um 16“ wird deutlich, dass die Kante am Dunkelkeil nicht gleichmäßig verläuft, sondern dass diese Nebelkante durch mehrere in den Gasnebel hereinstechende Dunkelzungen deutlich zerklüftet erscheint.  
Genau genommen handelt es sich bei dem Dunkelnebel lediglich um einen schmalen Schlauch, auf der M 43 abgewandten Seite schließt wieder schwacher Nebel an, der auch unter wirklich guten Bedingungen eine Herausforderung an den Beobachter stellt. Auch in der restlichen Nebelfläche von M 43 heben sich dunklere Bereiche ab, so dass hier mit gutem Recht von einem detailreichen Objekt gesprochen werden darf.  

Schwenkt man das Teleskop von M 43 ausgehend etwa ein halbes Grad nach Norden, so stößt man auf eine Dreiergruppe aus zwei 5mag Sternen mit einem 7mag Stern dazwischen, welche ohne Filter besonders nach Süden von Nebel umgeben scheinen. Auch schon mit kleinen Teleskopen ist NGC 1977, ein durchaus heller Reflektionsnebel, sichtbar und ab etwa 6“ und 5-6mm Austrittspupille wird eine dunkle Einbuchtung deutlich, die sich von Süden (also aus Richtung Orionnebel) vor den leuchtenden Nebel schiebt und diesen hier auffallend scharf begrenzt. Wieder wird deutlich, dass im Sternbild Orion leuchtende und nicht-leuchtende Nebel im scheinbaren Zusammenspiel das beherrschende Thema sind! Weitere schwächere Reflektionsnebel folgen NGC 1977 direkt nördlich und scheinen zusammen genommen ein eng begrenztes, sternleeres Gebiet zu umschließen. Tatsächlich liegt auch hier wieder ein Dunkelnebel vor den angeleuchteten Nebelmassen, so dass die im Okular leuchtenden Nebelteile nur scheinbar voneinander getrennt sind.

Den nördlichen Abschluss des Schwertes des Orion bildet der offene Sternhaufen NGC 1981. Aufgrund der großen Helligkeit der wenigen und weit auseinander stehenden Mitglieder bietet sich schon in mittleren Teleskopen ein enttäuschender Anblick. Dieser Sternhaufen kann eigentlich nur mit minimalen Mitteln erst richtig als solcher sinnvoll wahrgenommen werden – weniger ist in diesem Fall eindeutig mehr! So sollte die Vergrößerung 20x nicht übersteigen, es darf eher auch deutlich weniger sein. Bei 1x Vergrößerung angelangt ist interessant, ob sich die drei hellsten Haufensterne als schwaches, senkrecht übereinander stehendes Grüppchen wahrnehmen lassen können. Mit Helligkeiten zwischen 6,2mag und 6,5mag und Abständen von etwa einem Drittel der Distanz zwischen Mizar und Alkor scheint es wenig aussichtsreich, die Sterne mit dem bloßen Auge einzeln wahrnehmen zu können – besonders scharfsichtige Beobachter könnten hier eine Grenze der visuellen Wahrnehmung ausloten.


Das letzte Objekt, welches wir in der großen Orion-Tour vorstellen wollen, ist der kleine Reflektionsnebel NGC 1999. Vom südlichen Schwertstern ι Ori ausgehend befindet sich in Richtung des östlichen Fußsterns κ Ori nicht ganz auf der Hälfte der Strecke der 4,8mag helle Stern 49 Ori. Um mit Hilfe eines Suchers zu NGC 1999 zu gelangen, muss nun ein sehr flaches Dreieck mit der Basis ι Ori - 49 Ori in Richtung Rigel (β Ori) gebildet werden. Ist das entsprechende Feld im Okular eingestellt, so gilt es nun bei Vergrößerungen zwischen 70x und 120x einen schwachen Stern im Gesichtsfeld auszumachen, der (ohne Nebelfilter) von einem kompakten Lichthof umgeben scheint. Ist ein möglicher Kandidat gefunden, so sollte die Vergrößerung mindestens verdoppelt werden, um wirklich Klarheit zu erlangen. Die Suche kann zunächst mit etwas Pech ernüchternd sein. Ist der Nebel jedoch gefunden, so hat man bei einer Austrittspupille von grob 1,5-2,5mm und Öffnungen ab 10“ die Möglichkeit, im Reflektionsnebel unmittelbar westlich des zentralen 11mag Sternes einen sehr kleinen aber auch sehr dichten Dunkelnebel als Schatten vor der leuchtenden Nebelmasse zu beobachten! In Teleskopen ab 14“ lässt sich dann auch die stark unregelmäßige Gestalt erahnen, welche häufig als Schlüsselloch beschrieben wird.
 

Daten der beschriebenen Objekte

Katalognummer

Typ

Rektaszension

Deklination

Bemerkungen
 

NGC 2169

OH

6h 08m 25s

+13° 58’

37 - Sternhaufen

NGC 2022

PN

5h 42m 06s

+09° 05’

 

M 78

RN

5h 46m 46s

+00° 05’

 

NGC 2071

RN

5h 47m 10s

+00° 18’

 

Sharpless 276

EN

5h 52m

+00° 40’

Barnards Loop

NGC 2024

EN

5h 42m

-01° 51’

Flammennebel

NGC 2023

RN

5h 41m 39s

-02° 15’

 

B 33 / IC 434

DN/EN

5h 41m

-02° 28’

Barnards Loop

M 42 / M 43

EN

5h 35m

-05° 24’

Großer Orionnebel

NGC 1977

RN

5h 35m

-04° 51’

 

NGC 1981

OH

5h 35m

-04° 26’

 

NGC 1999

RN

5h 36m 26s

-06° 43’

 



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