Im
Zentrum der abendlichen Beobachtung steht das kleine, aber an Objekten
reiche Gebiet rings um die Schildwolke.
Diese helle Milchstraßenverdichtung ist viel prägnanter als die schwachen
Sterne, welche die Konstellation ausmachen: Die Schildwolke ist das hellste
Stück Milchstraße für unsere Breiten. Die noch helleren Wolken in Schütze
und Skorpion bleiben wegen ihres geringen Horizontabstandes unauffällig.
Beobachtungen
mit dem bloßen Auge
Die
Schildwolke ist
auch unter einem mittelgradig lichtverschmutzten Himmel zu erkennen und beim
HTT sehr auffällig. Um Ausgangspunkte für das Starhopping zu den
schwächeren Objekten zu haben, sollten wir zumindest die hellsten Sterne
α
und
β
Scuti
auffinden. Die
Verbindung zwischen den beiden Sternen kann man sich als eine etwas nach
Westen versetzte Verlängerung des Schwanzes vom Adler vorstellen.
Die Schildwolke selbst ist das auffälligste Objekt für das freie Auge.
Unter dem transparenten Südbrandenburger Himmel kann man versuchen, eine
der Dunkelwolken auszumachen: Der Komplex Barnard
110,
111, 113 liegt
am Nordostrand der Wolke. Scharfsichtige Beobachter sollten wenigstens die
besonders abrupte Nebelkante sehen. Sehr geübte Sternfreunde können auch
versuchen, Barnard
103 im Westen des
Sternbildes zu erkennen, wenigstens ansatzweise. Weiter westlich sind zwei
„abgesprengte“ Nebelfetzen. Kann man von denen etwas wahrnehmen?
Der Offene Sternhaufen
M 11
ist
mit 5m8 so hell, dass er an sich kein Problem für das
unbewaffnete Auge darstellt. Die Lage inmitten der Milchstraße erfordert es
jedoch, den Ort genau zu identifizieren und sich nicht durch in der Nähe
liegende Sterne täuschen zu lassen.
Beobachtungen
mit Fernglas und Großfeldteleskopen
Der
Blick durch das Fernglas sollte zunächst dazu dienen, die Beobachtungen mit
dem bloßen Auge zu bestätigen (oder eben nicht). Insbesondere die beiden Dunkelnebel
und die abgesprengten
hellen Gebiete sind
in solchen Instrumenten am besten wahrnehmbar. Diese Komplexe sind um ein
Grad groß, Barnard
110, 111,
113 sogar knapp
2 Grad. Instrumente, welche 4-7 Grad wahren Himmel zeigen, bieten genügend
umliegenden Raum, der einen Kontrast zu den schwach sichtbaren dunklen und
hellen Himmelsteilen bietet. Der offene Sternhaufen
M 11
ist
im Fernglas prächtig, ebenso der südlich gelegene Sternhaufen
M
26.
Schwieriger zu erkennen ist NGC
6664,
insbesondere stört der nahe gelegene α Scuti.
Zwei weitere Sternhaufen lohnen einen Versuch: NGC
6704 liegt
außerhalb des hellen Wolkenteiles, NGC
6649 weit südlich.
Ein wirkliches Grenzobjekt für Ferngläser bis 5 cm Öffnung ist der am
westlichen Rand der Milchstraßenwolke gelegene NGC
6683.
Im
Teleskop
Das
kleinere Gesichtsfeld eines Teleskops erfordert, dass wir Starhopping
benutzen, um die Objekte aufzufinden. Von b
Scuti
aus
findet man rasch die beiden Offenen
Sternhaufen NGC
6704 und M
11.
Der Kontrast zwischen ihnen ist verblüffend: NGC 6704 ist schwach, klein
und unauffällig. In kleinen Instrumenten kann er nicht völlig aufgelöst
werden. Welche Pracht bietet dagegen M11! Um den zentralen 8m-Stern legen so
dicht viele hundert Sterne, dass dieses Objekt an einen weniger dichten
Kugelsternhaufen erinnert. Die helleren Mitglieder des Sternhaufens bilden
ein nach Osten zeigendes „V“, von welchem der englische Name herrührt:
Der Wild
Duck Cluster erinnert
an Wildenten im Flug.
Der Sternhaufen NGC
6683
kann wieder
von β
Scuti
oder gleich von M11 aus aufgesucht werden. Hilfreich ist die Sternkette, die
NO-SW durch die Schildwolke läuft und den Weg zum Haufen erleichtert. Das
Objekt liegt im Inneren der Schildwolke und trennt sich nur schwach vom
Sternenhintergrund. Es ist ratsam, nicht zu hoch zu vergrößern. Bei
schwacher Vergrößerung kann man die sternereiche Schildwolke mit dem
Sternhaufen und den westlich gelegenen Dunkelnebel
Barnard
103 bewundern.
Direkt oberhalb von β Scuti
liegt der schmal-hakenförmige Dunkelnebel
Barnard
104.
Das Erfolgsrezept zu seiner Sichtung besteht in einem sehr klaren Himmel und
in der Verwendung einer geringen Vergrößerung. Der ganze Haken ist 1/4
Grad lang, so dass 1 Grad wahres Gesichtsfeld anzuraten sind.
Südlich der Schildwolke finden sich zwei einfache und zwei recht schwierige
Objekte. Der Sternhaufen
NGC 6664
liegt
direkt bei α
Scuti
und
stellt für das Fernrohr kein Problem dar: Bei mittlerer Vergrößerung ist
der Haufen weit vom hellen Stern entfernt und zeigt 20 lose verteilte Sterne
10-12. Größe. M
26 findet sich bei δ
Scuti,
der mit dem Auge leicht zu identifizieren ist. M 26 ist kompakt und
sternenreich, ein Prachtexemplar dieser Objektklasse. Kleine Instrumente
werden Mühe haben, den Haufen voll aufzulösen.
Südlich
von M26 läuft eine Kette von 5 Sternen zwischen 6m und 7m nach Nordosten. Ihr
folgend erreicht man das Gebiet der beiden letzten Objekte des
Abendspazierganges, welche auch schon in der letztjährigen Ausgabe des
Skyguide eingehend behandelt wurden:
Der Planetarische
Nebel IC
1295 und
der Kugelsternhaufen
NGC
6712 liegen
nur ein halbes Grad voneinander entfernt. Bevor ihr versucht, beide auf
einen Blick zu sehen, müsst ihr sie erst einmal überhaupt
sehen. Die
gleichzeitige Sichtung dieser beiden Objekte ist die Herausforderung des
Abends.
Das leichtere der beiden Objekte ist wohl der Kugelsternhaufen. Im 8-Zöller
wird er nur schwer aufzulösen sein, während Instrumente der
Halbmeterklassen keine Probleme haben sollten, das Zentrum zumindest körnig
zu sehen. Unaufgelöste Sternhaufen erfordern eine mittlere Vergrößerung,
um die 150x im 8-Zöller. IC 1295 zeigt sich als matter Lichtschimmer,
dessen Südwestrand drei schwache Sterne begrenzen. Möglicherweise ist in
Instrumenten ab 20 Zoll Öffnung sogar der Zentralstern zu sehen. Auch hier
ist eine mittlere Vergrößerung anzuraten. Wenn man beide Nebel erst einmal
gesehen hat, dann kann man versuchen, die Vergrößerung auf 70-100x zu
senken, um ein größeres Feld zu bekommen. Wem gelingt es diese beiden so
unterschiedlichen Objekte auf einem Blick zu erhaschen?
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